Stresssignale Pferd erkennen – drei Pferde im Offenstall zeigen Körpersprache

Emotionen bei Pferden verstehen ist der Schlüssel, um dein Pferd wirklich zu lesen und Missverständnisse zu vermeiden.

Vielleicht hast du es auch schon erlebt: Dein Pferd wirkt ruhig, doch plötzlich spannt es den Körper an, die Augen werden größer, die Nüstern enger. In diesem Moment wird dir bewusst: Da passiert gerade etwas in deinem Pferd – ein Gefühl.

Lange Zeit glaubte man, Pferde seien reine „Instinkttiere“. Doch die Wissenschaft zeigt eindeutig: Pferde empfinden eine ganze Bandbreite von Emotionen – Angst, Freude, Neugier, Frustration, aber auch Vertrauen und Geborgenheit. Wer versteht, wie Pferde fühlen, kann Missverständnisse vermeiden und eine tiefere Beziehung aufbauen.

Die Wissenschaft hinter den Gefühlen

Emotionen entstehen im Gehirn – beim Menschen wie beim Pferd. Besonders wichtig ist das limbische System, zu dem unter anderem die Amygdala gehört, die für die Verarbeitung von Angst- und Stressreizen verantwortlich ist.

Studien zeigen:

Pferde reagieren messbar mit erhöhtem Cortisolspiegel, wenn sie Stress oder Unsicherheit erleben.

Gleichzeitig kann Oxytocin – das Bindungshormon – nachweislich steigen, wenn Pferd und Mensch positive, vertrauensvolle Interaktionen haben (z. B. durch ruhiges Streicheln oder gemeinsame Entspannungsphasen).

Auch die Herzratenvariabilität von Mensch und Pferd passt sich aneinander an – was bedeutet: Dein Pferd spürt deine Gefühle und stimmt sich auf dich ein.

👉 Aha-Moment: Dein Pferd nimmt nicht nur deine Körpersprache wahr – es „fühlt mit dir“. Emotionen sind ansteckend, und dein innerer Zustand überträgt sich direkt.

Wie Pferde Gefühle zeigen

Pferde sprechen über Körpersprache – und Emotionen sind darin oft klar zu erkennen:

Angst/Unsicherheit: geweitete Augen, erhöhter Muskeltonus, Schweif angespannt, manchmal Schnauben.

Freude/Neugier: gespitzte Ohren, weiche Augen, lockere Bewegungen, spielerisches Verhalten.

Frustration: angespannte Lippen, Ohren nach hinten, Schlagen mit dem Schweif, wiederholte Bewegungen (z. B. Scharren).

Vertrauen/Entspannung: abgesenkte Kopf-Hals-Position, halb geschlossene Augen, lockere Unterlippe, ruhiger Atem.

Missverständnisse zwischen Mensch und Pferd

Oft entstehen Probleme nicht, weil ein Pferd „stur“ oder „widerspenstig“ wäre, sondern weil wir seine Emotionen falsch deuten. Ein typisches Beispiel:
Ein Pferd bleibt beim Führen plötzlich stehen, reißt den Kopf hoch und spannt den Körper an. Viele Menschen denken sofort: „Mein Pferd will nicht mitkommen.“ – in Wahrheit zeigt es vielleicht Angst, Unsicherheit oder Überforderung.

Wenn wir solche Momente nicht als Ausdruck von Emotionen erkennen, reagieren wir oft mit Druck, Unmut oder Ungeduld. Das Pferd wiederum fühlt sich nicht verstanden – die Spirale von Missverständnissen beginnt.

Um das zu vermeiden, hilft es, bewusst innezuhalten und sich zu fragen:

Was will mir mein Pferd in diesem Moment sagen?

Welche Emotion steckt hinter dem Verhalten?

Kann ich ihm durch Ruhe und Klarheit Sicherheit geben?

Gerade diese kleinen Fragen machen den Unterschied. Emotionen bei Pferden verstehen bedeutet nicht, jedes Detail sofort zu „analysieren“. Vielmehr geht es darum, offen zu bleiben, das Pferd als fühlendes Wesen wahrzunehmen und seine Reaktionen nicht vorschnell zu bewerten.

Wenn du beginnst, dein Pferd auf dieser Ebene zu sehen, entsteht eine ganz neue Tiefe in eurer Beziehung. Vertrauen wächst nicht durch Kontrolle, sondern dadurch, dass dein Pferd sich verstanden fühlt.

3 Tipps, um die Emotionen deines Pferdes besser zu verstehen

Achte auf kleine Signale: Schon ein Ohrenspiel, ein Blinzeln oder eine veränderte Atmung verraten viel über die Stimmung deines Pferdes.

Beobachte dein Pferd im Alltag: Emotionen zeigen sich nicht nur beim Training, sondern auch in der Herde oder beim Putzen.

Reagiere klar & ruhig: Wenn du Sicherheit ausstrahlst, fühlt dein Pferd sich verstanden – und Missverständnisse lösen sich oft von selbst.

Mini-Übung – die Emotions-Brille

Nimm dir heute 5 Minuten mit deinem Pferd:

  1. Beobachte es still.
  2. Frag dich: „Welches Gefühl sehe ich gerade – Angst, Neugier, Ruhe, Spannung?“
  3. Notiere deine Beobachtung und überprüfe später, ob dein Eindruck stimmte (z. B. in einer Stresssituation oder beim Training).

Mit dieser kleinen Übung kannst du Emotionen bei Pferden verstehen lernen – Tag für Tag ein Stück besser.

Fazit – Gefühle als Schlüssel zur Beziehung

Pferde fühlen und haben Emotionen – und sie zeigen uns jeden Tag, wie es ihnen geht. Wenn wir ihre Emotionen ernst nehmen, entsteht eine Partnerschaft, die tiefer geht als jede Trainingstechnik. Vertrauen, Respekt und Verständnis wachsen dort, wo wir nicht nur den Körper sehen – sondern auch das Herz.

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