Pferdeohren nach hinten angelegt als Zeichen von Abwehr

Bewegung ist Medizin

Pferde sind Bewegungstiere. In freier Natur legen sie bis zu 15 Kilometer am Tag zurück – Schritt, Grasen, kleine Galoppaden. Ihr gesamter Organismus ist darauf ausgelegt, durch Bewegung gesund zu bleiben.
Doch im heutigen Pferdealltag sieht die Realität oft anders aus: Boxenhaltung, zu wenig abwechslungsreiche Bewegung oder monotones Reiten. Das Ergebnis: Stoffwechselprobleme, Verspannungen, Gelenksverschleiß.

👉 Aha-Moment: Bewegung ist kein „Extra“ für Pferde, sondern ein biologisches Grundbedürfnis – und die beste Medizin, die es gibt.

Was Bewegung im Körper bewirkt

1. Muskulatur

Durch rhythmische Belastung wird Muskulatur durchblutet und kann Nährstoffe aufnehmen.

Muskeln sind nicht nur „Kraftwerke“, sondern auch Stabilisatoren: Besonders Bauch- und Rückenmuskeln schützen die Wirbelsäule.

2. Gelenke & Knorpel

Knorpelgewebe ist nicht durchblutet – es wird durch Bewegung ernährt (Diffusion von Gelenkschmiere = Synovia).

Fehlende Bewegung = schlechtere Versorgung = Abbauprozesse.

3. Faszien

Faszien reagieren empfindlich auf Inaktivität: Sie „verkleben“, verhärten, schränken Beweglichkeit ein.

Durch Bewegung wird das Gleiten zwischen Muskelschichten und Faszienbahnen gefördert.

4. Herz-Kreislauf & Atmung

Regelmäßige Bewegung stärkt Herzleistung, Durchblutung, Sauerstoffversorgung.

Atemtiefe nimmt zu – wichtig für Stoffwechsel und Stressabbau.

5. Nervensystem & Psyche

Bewegung wirkt wie ein Ventil: Sie reduziert Stresshormone (Cortisol, Adrenalin) und fördert Wohlfühlhormone (Endorphine, Oxytocin).

Studien zeigen: Pferde, die sich regelmäßig frei bewegen können, sind ausgeglichener und stressresistenter.

Gymnastizierung – mehr als „Bewegung“

Nicht jede Bewegung ist automatisch gesund. Entscheidend ist die Qualität:

Monotones im Kreis Laufen = Überlastung.

Hohes Tempo ohne Losgelassenheit = Spannung statt Training.

Fehlhaltungen werden durch „falsche“ Bewegung eher verstärkt.

👉 Gymnastizierung bedeutet: Bewegungen so zu gestalten, dass sie den Körper funktionell verbessern – Balance, Koordination, Tragkraft, Beweglichkeit.

Grundprinzipien gesunder Gymnastizierung

Variation
Unterschiedliche Reize: Schritt, Trab, Galopp, Übergänge, Gerade, Kurven, Gelände, Stangenarbeit. Variation verhindert Überlastung und fördert Anpassung.

Balance
Gymnastizierung heißt: die natürliche Schiefe ausgleichen, gerade richten, Gewicht gleichmäßig verteilen.

Dosierung
Weniger ist oft mehr. Kurze, gezielte Einheiten (10–20 Min. echte Arbeit) sind gesünder als lange, monotone Belastung.

Funktion vor Form
Nicht „Haltung nachbilden“, sondern Funktion fördern. Beispiel: Vorwärts-abwärts in Dehnung, Nase vor der Senkrechten, elastisch – statt künstlich runtergezogen.

Körper & Geist
Gymnastizierung fordert Aufmerksamkeit – Übungen, die Konzentration, Koordination und mentale Ruhe gleichzeitig schulen (z. B. Übergänge oder kleine Parcours).

    Konkrete Beispiele

    Stangenarbeit im Schritt/Trab → Koordination, Rumpfhebung, Aktivierung Hinterhand.

    Seitengänge (Schulterherein, Travers) → Beweglichkeit Wirbelsäule, Stärkung tiefer Muskulatur.

    Bergauf-Arbeit → Hinterhandkraft, Herz-Kreislauf, Tragkraft.

    Freie Bewegung in der Halle oder auf dem Paddock Trail → Sozialverhalten, Gelenkgesundheit, Psyche.

    Mini-Übung – „Das kleine Parcours-Wunder“

    Stelle 3–4 Stangen in unterschiedlichen Abständen und Winkeln aus.

    👉Führe dein Pferd im Schritt darüber – mal enger, mal weiter.

    👉Variiere Tempo (langsamer, dann wieder zügiger Schritt).

    👉Beobachte: Wie setzt es die Beine? Wie balanciert es den Körper?

    Diese einfache Übung aktiviert Rumpfmuskeln, fördert Aufmerksamkeit und macht Spaß.

    Fazit

    Bewegung ist die beste Medizin – aber nur, wenn sie bewusst gestaltet wird. Gymnastizierung ist kein Luxus, sondern die Grundlage für ein gesundes, starkes, ausgeglichenes Pferd.

    👉 Wer Bewegung richtig einsetzt, beugt Krankheiten vor, verlängert die Lebensdauer und stärkt gleichzeitig die Beziehung.

    Call-to-Action

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